Gründungsworte
von Univ. Lektor Dr. Otto Fischer
Fachtierarzt für Dermatologie
Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Wir, Dr. Karin Taglinger, Dr. Christa Horvath-Ungerböck und ich haben 2016 die Österreichische Gesellschaft für Veterinärdermatologie (ÖGVD) gegründet. Seit der Publikation des weltweit ersten Buches über Hauterkrankungen durch Professor Dr. Hugo Schindelka im Jahr 1903 sind 114 Jahre vergangen. Nach dem Wirken von Prof. Schindelka wurde es wieder sehr still um dieses Fachgebiet in Österreich. Die Zeit nach 1945 war keine Blütezeit der Wiener Tierärztlichen Schule. Noch zu meiner Studienzeit 1978-1985 erschöpfte sich die klinische Dermatologie mehr oder weniger in der Beschreibung von Effloreszenzen in unserer allseits geliebten „Klinischen Propädeutik der inneren Krankheiten und Hautkrankheiten der Haustiere“ von Jaksch / Glawischnig. Die Dermatologie schien vergessen zu sein.
Meine Beobachtungen in der Praxis in den späten achtziger Jahren vermittelten mir jedoch sehr rasch die dringende Notwendigkeit eingehender dermatologischer Kenntnisse. War und ist es doch so, dass dermatologische Fragestellungen zu den häufigsten Vorstellungsgründen in der Kleintierpraxis zählen. Mein erstes besuchtes Fortbildungsseminar zum Thema Dermatologie, organisiert von Kollegen Steininger 1991 in Kitzbühel, mit Prof. David Lloyd und Prof. Richard Halliwell eröffnete mir eine neue Welt. Da war mehr als ich je gedacht hatte!
Es folgte die Teilnahme am ersten Dermatologie – Kurs der ESAVS (European School of Advanced Veterinary Studies) 1992-1994. Die ESAVS ist eine postgraduale Fortbildungsakademie zur Spezialisierung im Bereich Tiermedizin gegründet von unermüdlichen und visionären Prof. Hans Koch, gemeinsam mit Dr. Pierre Cadot. Die komprimierte dermatologische Fortbildung in Luxemburg mit Prof. David Lloyd, Prof. Richard Halliwell, Dr. Craig Griffin, U.S.A. und Dr. Wayne Rosenkranz, U.S.A. als Course masters konnte das Feuer in mir so richtig entfachen. Ich erkannte, wie weit wir in Österreich da schon abgehängt worden waren. Aber nun hatten wir die Chance aufzuholen.
Gestärkt durch diese Fortbildung begann ich in meiner Praxis 1995 mit einem dermatologischen Konsiliarservice für Tierärzte. Und erhielt ein Lehrauftrag als externer Universitätslektor den ich bis heute erfülle. Denn eine Abteilung für Veterinärdermatologie gab es damals an der Veterinärmedizinischen Universität noch keine. Diese Abteilung wurde von Dr. Regina Wagner 1996 gegründet und aufgebaut. 2002 wurde die Leitung dann von Dr. Christa Horvath-Ungerböck übernommen. Mittlerweile verstärkt Dr. Lucia Panakova, Dipl. ECVD, das Team.
In Österreich begann ich 1996 Vorträge und Fortbildungen im Rahmen der VÖK zu organisieren. Das erlangte Wissen wurde somit rasch und effizient sowohl an die Studierenden als auch an die TierärztInnen in der Praxis weitergegeben. Um dem Kind einen Namen zu geben, gründeten wir den „VÖK Arbeitskreis Veterinärdermatologie“ (AKVD) um das Fachgebiet voran zu bringen. Seminare mit Louis Ferrer, Stefanie Peters, Chiara Noli, Regina Wagner, Greg Burton, Candace Souza, Mona Boord, Craig Griffin, Aiden Foster, Jan Declercq, Ralf Müller und anderen sind mir noch in guter Erinnerung.
2004 bewarben sich Dr. Regina Wagner und ich, unterstützt von der VÖK, um den alle 4 Jahre stattfindenden Weltkongress Veterinärdermatologie. Wir waren mit unserer Bewerbung erfolgreich und konnten mit einem Team an HelferInnen im Local Organising Committee 1000 Teilnehmer in der Hofburg zum WCVD5 begrüßen. Zum Andenken an Prof. Hugo Schindelka, den österreichischen Pionier der Veterinärdermatologie vergibt die WAVD – World Association of Veterinary Dermatology, die Prof. Hugo Schindelka Medaille für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Veterinärdermatologie.
Später, ab 2011 „verselbständigte“ sich der AKVD, war also kein Teil der VÖK mehr.
Unter der Ägide von Dr. Christa Horvath-Ungerböck, Dipl. ECVD, kam es in den letzten Jahren zu zahlreichen Fortbildungen in Kooperation von AKVD und ÖGT.
Die Jahrestagung der European Society of Veterinary Dermatology (ESVD) fand 2014 in Salzburg statt, die lokale Organisation (LOC) wurde an Karin Taglinger, Kurt Sick, Ursula Mayer und mich übertragen. Bis auf heftigen Regen lief alles glatt und die Tagung war ein toller Erfolg.
Die von Dr. Maurizio Cocluc erfolgreich betriebene Installierung des „Fachtierarzt Dermatologie“ durch die Österreichische Tierärztekammer war eine überfällige Anerkennung der Dermatologie als eigenständiges großes Fachgebiet. Wir alle müssen nun aber danach trachten, dass es weiterhin Interessierte gibt, die sich dieser Prüfung stellen. Wir brauchen Nachwuchs, genau das soll auch Aufgabe der nun neu gegründeten ÖGVD sein. Nach Jahren des Vorsitzes der Fachtierarztkommission Dermatologie von Dr. Regina Wagner hat nun Dr. Karin Taglinger diese Aufgabe übernommen.
Die Entwicklung der Kleintierdermatologie in den letzten 20 Jahren in Österreich war stürmisch, nicht im Sinne von Dissonanzen der Protagonisten, sondern im Sinne der Geschwindigkeit des Wissenszuwachses. Auf europäischer Ebene verzeichnet die ESVD starke Zuwächse der Mitgliederzahlen, in Deutschland wurde im Jahr 1997 die DGVD, die Deutsche Gesellschaft für Veterinärdermatologie gegründet.
Auch in Österreich wurde es nun Zeit einen gemeinnützigen Verein zu gründen, der sich für die Förderung der Entwicklung der Veterinärdermatologie engagiert. Im Rahmen der neu gegründeten ÖGVD kann die Entwicklung der Veterinärdermatologie speziell gefördert und Sponsorengelder für Referenten unserer Tagungen sowie alle anderen Zahlungsflüsse im Zuge unserer Veranstaltungen in Hinkunft gesetzeskonform gemanagt werden.
Mein Dank gilt allen, die sich am Aufbau und der Entwicklung des Fachgebietes Veterinärdermatologie seit den neunziger Jahren beteiligt haben! Und ich lade alle dermatologisch Interessierten ein der ÖGVD beizutreten, um hier aktiv zu gestalten und mitzuarbeiten.
Mit besten Grüßen
Otto Fischer
